Vorlauftemperatur: Wie Sie zur richtigen Größe bei dieser wichtigen Zahl kommen
Die Vorlauftemperatur ist eine der wichtigsten Zahlen bei der Planung einer Wärmepumpe. Je niedriger die benötigte Vorlauftemperatur, desto effizienter kann die Wärmepumpe arbeiten – und desto entspannter wird die Auslegung von Heizkörpern, Speicher und Hydraulik.
Was bedeutet „Vorlauftemperatur“ konkret?
Vorlauf ist das warme Heizungswasser, das vom Wärmeerzeuger (Kessel / Wärmepumpe) in die Heizflächen geht. Die notwendige Vorlauftemperatur hängt hauptsächlich ab von:
- Wärmeverlusten des Hauses (Dämmung, Fenster, Lüftung),
- der Größe/Art der Heizflächen (Heizkörper, Fußbodenheizung),
- und dem Temperaturhub (wie kalt es draußen ist).
Praxis-Methode: Ausprobieren und messen (mit der alten Heizung)
Oft ist der schnellste Weg: testen, welche niedrigste Vorlauftemperatur Ihr Haus bei kaltem Wetter noch schafft. So geht’s pragmatisch:
- Wählen Sie eine kalte Wetterphase (je kälter, desto aussagekräftiger). Ideal sind mehrere Tage ohne starke Sonne/Wind.
- Stellen Sie die Thermostatventile möglichst weit auf (sonst „verstecken“ sie Heizkörperleistung und verfälschen das Ergebnis).
- Reduzieren Sie die Vorlauftemperatur bzw. Heizkurve in kleinen Schritten (z. B. alle 12–24 h).
- Beobachten Sie: Erreichen alle Räume zuverlässig die gewünschte Temperatur (z. B. 20–21 °C)?
- Notieren Sie die niedrigste stabile Vorlauftemperatur (und die Außentemperatur dazu).
Ergebnis: Sie haben eine realistische Haus-Zahl aus der Praxis – nicht aus Prospekten. Für Wärmepumpen ist das Gold wert.
Wichtige Stolperfallen beim Messen
- Nachtabsenkung kann das System träge machen – für einen sauberen Test besser konstant fahren.
- Ungleichmäßige Räume deuten oft auf fehlenden hydraulischen Abgleich oder Ventileinstellung hin.
- Warmwasserbereitung kann kurzzeitig hohe Temperaturen erzwingen – Messwerte dann getrennt betrachten.
Alternative: Berechnen lassen (Heizlast + Heizflächenleistung)
Wenn Sie es formal oder ohne Testphase möchten, geht es über eine Berechnung:
- Heizlast (z. B. nach DIN EN 12831) beschreibt, wie viel Leistung Ihr Haus an einem Auslegungstag braucht.
- Heizkörper-/Heizflächenleistung hängt von Größe und Temperaturdifferenzen ab.
Aus beidem kann man ableiten, welche Vorlauftemperatur erforderlich ist, damit die vorhandenen Heizflächen die nötige Leistung abgeben. Das machen Fachbetriebe, Energieberater – oder Sie arbeiten mit Datenblättern Ihrer Heizkörper.
Daumenregel: Welche Vorlauftemperatur ist „wärmepumpentauglich“?
Als grobe Orientierung gilt häufig: Je näher Sie im Winter an 35–45 °C kommen, desto besser. Aber auch 50–55 °C können funktionieren – dann meist mit etwas weniger Effizienz oder mit optimierten Heizflächen.
Die richtige Zahl ist deshalb nicht „die niedrigste auf dem Papier“, sondern die, die Ihr Haus an kalten Tagen zuverlässig schafft.
Wenn die Vorlauftemperatur zu hoch ist: Ihre Hebel
- größere Heizkörper / Niedertemperatur-Heizkörper,
- hydraulischer Abgleich und Ventile korrekt einstellen,
- Heizkurve optimieren (nicht dauerhaft zu hoch fahren),
- bauliche Maßnahmen (Dämmung, Fenster, Luftdichtheit).
Wenn Sie Ihren Wärmeverbrauch aus der Gasrechnung ableiten möchten, lesen Sie auch: Wärmeverbrauch vs. Gasverbrauch.