Wärmeverbrauch vs. Gasverbrauch: Wie viel geht bei Ihrer alten Heizung durch den Schornstein?
Viele Hausbesitzer schauen auf die Gasrechnung und leiten daraus den „Wärmeverbrauch“ ihres Hauses ab. Das ist verständlich – aber oft falsch. Der Gasverbrauch ist der Energieeinsatz (Brennstoff). Der Wärmeverbrauch ist die tatsächlich im Haus ankommende Nutzwärme (Heizung + Warmwasser). Dazwischen liegen Verluste – und ein Teil davon geht sprichwörtlich „durch den Schornstein“.
Was steckt im Gasverbrauch alles drin?
Der Gasverbrauch umfasst immer mehr als nur die Wärme, die Ihre Räume und Ihr Warmwasser wirklich bekommen:
- Abgas-/Schornsteinverluste: Ein Teil der Energie verlässt das Haus als warme Abgase.
- Bereitschafts- und Taktverluste: Wärme, die beim Starten/Stoppen und im Stand-by entsteht, ohne Nutzen.
- Verteilverluste: Abstrahlung in Keller/Heizraum (Rohrleitungen, Speicher, Kessel).
- Warmwasser-Basisverbrauch: Auch im Sommer läuft Gas, obwohl nicht geheizt wird (Speicher, Zirkulation, Duschen).
Wie viel geht „durch den Schornstein“? (realistische Größenordnung)
Eine pauschale Zahl gibt es nicht – aber als grobe Orientierung: Ältere Anlagen (vor allem ohne Brennwertnutzung oder mit ungünstigen Temperaturen) liegen häufig bei einem saisonalen Nutzungsgrad von ca. 70–85%. Das heißt: 15–30% der Energie aus dem Gas wird nicht zu Nutzwärme im Haus. Bei sehr alten oder schlecht eingestellten Anlagen können es auch mehr sein.
Wichtig: „Schornsteinverluste“ sind nur ein Teil davon. Ein weiterer Teil verschwindet als Bereitschafts- und Verteilverluste.
So kommen Sie vom Gasverbrauch zum Wärmeverbrauch
Wenn auf Ihrer Rechnung bereits kWh stehen, können Sie direkt damit rechnen:
Wärmeverbrauch (kWh) ≈ Gasverbrauch (kWh) × Jahresnutzungsgrad
Beispiel: 20.000 kWh Gas/Jahr × 0,80 ≈ 16.000 kWh Nutzwärme. Die Differenz (4.000 kWh) ist Verlust – je nach Anlage teils Abgas, teils Bereitschaft/Verteilung.
Schnellcheck: Warmwasser herausrechnen
Für die Planung einer Wärmepumpe interessiert oft besonders der Heizwärmeanteil. Ein pragmatischer Ansatz:
- Nehmen Sie den Gasverbrauch in Sommermonaten (z. B. Juni–August) als Warmwasser-Basis.
- Hochrechnen auf 12 Monate → grobe Warmwasser-kWh/Jahr.
- Jahresverbrauch minus Warmwasser → grobe Heizungs-kWh/Jahr (Brennstoff).
- Dann wieder mit Nutzungsgrad in Nutzwärme umrechnen.
Warum das für die Sanierung wichtig ist
Wenn Sie eine Wärmepumpe planen, wollen Sie den echten Wärmebedarf des Hauses treffen – nicht die Verluste einer alten Gastherme „mitkaufen“. Je besser Sie Nutzwärme, Warmwasseranteil und Temperaturen trennen, desto plausibler wird:
- die Dimensionierung (kW) der Wärmepumpe,
- die Abschätzung der Betriebskosten,
- und die Frage, ob Heizflächen/Heizkurve angepasst werden müssen.
Passend dazu: Vorlauftemperatur richtig bestimmen – denn eine niedrige Vorlauftemperatur ist einer der größten Hebel für Effizienz.